TanzTage 2023
März / April

Von Weltgaliläa über Florenz und Montreal bis Adelaide: Immer auf der Suche nach einem "Mehr-als-Menschlichen im Menschen" kreuzen sich vielfach die Pfade der internationalen TanzTage 2023 im Linzer Posthof.
"360°" lautet in der Hauptreihe nicht nur der Titel für das Bewegungserlebnis mit Rundumblick der jungen Riege des berühmten israelischen Tanz-Exports Kibbutz. Alt und Jung verschmilzt die italienische Choreografin Sofia Nappi auf faszinierende Weise im Maskenspiel um den "gegenwärtigen Moment". Auf tatsächlich bereits unzählige "Stations" in ihrem langen, außergewöhnlichen Bühnenleben blickt Tanz-Ikone Louise Lecavalier zurück. Und nichts weniger als "Ordnung im Chaos" und die Aufhebung der Schwerkraft versprechen die preisgekrönten Artists des australischen Ensembles Gravity & Other Myth.
Parallel schafft das TanzTage-Labor heuer erneut Raum für zwei junge heimische Ensembles zwischen Disziplin und Narrenfreiheit.
TanzTage 2023, von 13. März bis 30. April im Posthof.
Programm
Mit einem interaktiven Bewegungserlebnis in einer Arena mit Rundumblick begeistert die hochkarätige Nachwuchstruppe des berühmten israelischen Tanz-Exports. Österreich-Premiere. Ersatz für 31.03.22
// GS (num. Sitzpl.): € 23/26/29 // Tickets!Mit faszinierenden Widersprüchen konfrontiert der bereits vielfach prämierte, neue strahlende Stern am italienischen Tanzhimmel das Publikum im jüngsten Stück. Österreich-Premiere.
// GS (num. Sitzpl.) € 24/27/30 // Tickets!Sie tanzt nicht. Sie ist der Tanz. Auf der Suche nach einem "Mehr-als-Menschlichen im Menschen" treibt der Weltstar aus Montreal das Objekt der Untersuchungen ans Limit: ihren eigenen Körper.
// GS (num. Sitzpl.): € 23/26/29 // Tickets!Die Schwerkraft scheint tatsächlich nur ein Mythos zu sein, wenn die Artisten des faszinierenden Ensembles aus Adelaide die Bühne betreten. Österreich-Premiere. Ersatz für 25.03./9.12.20/14.10.2021/29.04.23
// GS (num. Sitzpl.): € 23/26/29 // Tickets!TanzTage-Labor
Mit einem spannenden Querschnitt seines bisherigen Schaffens zwischen Disziplin und Narrenfreiheit präsentiert sich der junge Wiener Choreograf erstmals bei den TanzTagen. Österreich-Premiere.
// GS (num. Sitzpl.): 15/17/19 // Tickets!Lustvoll inszenierte Begegnungen hinterfragen die Legitimität des eigenen Weltbildes: Ist es am Ende immer ein Missverständnis, das die Geschlechter entzweit? Österreich-Premiere.
// GS (num. Sitzpl.): € 15/17/19 // Tickets!Alle Veranstaltungen: Num. Sitzplätze, Beginn 20 Uhr
Die freudige Erwartung ist groß: endlich wieder komplette TanzTage! Und das Programm ist - im wahrsten Sinn des Wortes - hochfliegend geworden.
Louise Lecavalier, einst die fliegende Tänzerin bei LaLaLa Human Steps, Erfinderin des ikonischen "Signature Moves" - einer waagrecht geschraubte Ganzkörperpirouette - ist vielleicht die glamouröseste Protagonistin, die die Tanzwelt je hatte. Sie arbeitete u.a. mit David Bowie (1988) und Frank Zappa (1992) zusammen - und heute scheint ihre überwältigende Energie ungebrochen. In "Stations" treibt sie ihren Körper zum Äußersten, wirbelt über die Bühne als wäre sie keine Tänzerin, sondern der Tanz selbst.
Wirbelwinde sind auch die jungen Tänzer:innen der Kibbutz Contemporary Dance Company 2, das großartige Nachwuchsensemble der legendären israelischen Truppe. Rami Be'er, einer der profundesten Choreografen weltweit, der das Posthof-Publikum schon zu Standing Ovation hingerissen hat, zaubert eine ebenso verspielte wie elegante Produktion auf die Bühne, mit hohem Tempo und unglaublicher Präzision, die einen mit einem Staunen und einem Lächeln zurücklässt.
Die Entdeckung des Festivals ist zweifellos die junge italienische Choreografin Sofia Nappi. Das Generationenthema, das sich als roter Faden durch das Festival zieht, ist hier auf wunderbar neuartige Weise behandelt. Junge Körper mit alten Gesichtern beginnen eine Choreografie, in der sich der Prozess der Verjüngung auf ebenso berührende wie amüsante Weise manifestiert. Das Stück "IMA" ihrer Kompanie COMOCO wurde von der Biennale Venedig in Auftrag gegeben und mit internationalen Preisen überhäuft.
Endgültig vom Boden abheben werden die TanzTage 23 mit einem Ensemble, das den passenden Namen Gravity & Other Myths trägt. In "Out of Chaos", einer atemberaubenden Mischung aus Tanz, Akrobatik und Cirque Nouveau, scheinen die Gesetze der Schwerkraft tatsächlich aufgehoben. Was das Stück so außergewöhnlich macht, ist die Tatsache, dass nicht nur schier unglaubliche Flugkunst vorgeführt wird, sondern die Tänzer:innen auch der stringenten und fantasiereichen Choreographie von Darcy Grant folgen.
So unterschiedlich die einzelnen Produktionen sind, eines haben sie gemeinsam: sie werden das Publikum mit offenen Mündern zurücklassen.
Wilfried Steiner