Gespenstisch düster präsentiert sich die Szenerie - fliehende Schatten an der Wand verheißen Unheilvolles. Vereinzelte Lichtspots lenken den Blick auf blasse Kreaturen, die verloren umher taumeln. Ein bleicher Mann windet sich im Schein des Lichtes. Wie eine verirrte Motte zieht es ihn magisch hin zur Helligkeit. Der musikalische Klangteppich scheint geradewegs aus einem Horrorfilm zu stammen - bedrohlich und spannungsgeladen schwebt die Komposition durch den Raum.
In seinem neuen Werk "Next of Kin" (zu deutsch: Verwandtschaft) taucht der finnische Starchoreograph TERO SAARINEN abgrundtief hinein in die Niederungen des Unterbewussten und seziert die Wurzeln unserer tiefsten Ängste und Traumata. Eine bizarre Ansammlung von Charakteren trifft in diesen alptraumhaften Sphären aufeinander - optisch und akustisch inspiriert von den Horror-Stummfilmen der 1920er- und 30er-Jahre und der Ästhetik des Film Noir.
Saarinens hochkarätiges Ensemble - 7 Tänzerinnen und Tänzer sowie der live performende Komponist Jarmo Saari - untersucht die unbewussten, animalischen Verhaltensmodi, die aus den Tiefen unseres Geistes hervorquellen. Der Choreograph fragt sich: Sind Traumata ein Grund, warum gewisse Menschen voneinander angezogen werden? Und er versucht, die kollektiven Ängste zu identifizieren, die die Menschen vereinen.
Saarinen hat die seltene Gabe, seine Zuseherschaft in eine andere Welt zu versetzen - er nimmt uns mit auf seine berauschende, unwirkliche Reise und macht uns zugleich zu Voyeuren eines fremdartigen Lebens in außergewöhnlichen Landschaften.
Und auch wenn das alles sehr schwer verdaulich klingt: Schlussendlich liegen auch bei Tero Saarinen Entsetzen und Gelächter nicht so weit auseinander - genau so, wie unsere eigenen Dämonen und Ängste sich oftmals als völlig lächerlich und unbegründet herausstellen.

hof