Mit ihren düster angehauchten, warmen Songwriting-Miniaturen erforscht die sagenhafte Isländerin mysteriöse und zugleich märchenhafte Parallelwelten. Früher als Teil der Band Seabear folgt Sóley Stefánsdóttir nun als Solokünstlerin einer musikalischen Landkarte, die von den Koordinaten Stimme, Gitarre, Klavier, Tribal Beats und Luftschlangenmelodien bestimmt wird.

Geboren im isländischen Hafnarfjörður, setzte Sóley 2010 mit der "Theater Island"-EP ein erstes Klangzeichen und legte 2011 mit "We Sink" ein Debütalbum vor, das rund um den Globus für seine fantastischen, in Sepiafarben gezeichneten Alt-Popsongs gefeiert wurde. Während die Kritiker ihre eigenwilligen Kompositionen sezierten und den "düster-surrealistischen" Einschlag ihres Songwritings feierten, sorgten die Fans dafür, dass ein Track wie "Pretty Face" inzwischen über 20 Millionen Views bei YouTube verzeichnet.

Einzigartig an Sóleys Musik ist, dass Metaphern bei ihr nie bloß Metaphern sind: Wenn sie z.B. die Zeile "I run away from you" singt, sieht man sie förmlich rennen, und diese Fähigkeit, ein Bild, ein traumähnliches Szenario mit ihren Songs zu zeichnen, ist immer noch ihr Markenzeichen. Auf "Ask The Deep", dem heuer erschienenen zweiten Longplayer, und auch der brandneuen EP "Don't Ever Listen" sind diese Szenarien jedoch mit mehr Schatten und Geistern durchzogen. Zugleich werden ihre Kompositionen, Arrangements und Texte immer komplexer und vielschichtiger. Schon deshalb ist ihre Stimme mittlerweile ein noch wichtigerer Anker, um uns sicher ans andere Ufer zu führen, an einen Ort, wo die Nacht bereits in den nächsten Tag übergeht.

"You must face your fairytale", singt Sóley an einer Stelle von "Ask The Deep". Sie selbst rennt keinesfalls weg. Stellt sich ihren Schauermärchen und Albträumen wieder und wieder. Und selbst ein Willy Wonka müsste ihr in diesem Fall zustimmen: Sóley is the music maker - but we are the dreamers of the dreams.