Eigentlich hätte der Tod schon längstens gerne zugepackt. Doch bei Gardi Hutters resoluter Schneiderin hat er kein leichtes Spiel. Quicklebendig wuselt die korpulente Dame zwischen bunten Stoffballen und frei schwebenden Prinzessinnenkleidchen durch ihr Atelier. Sie kokettiert vor dem großen Spiegel, ringt mit Scheren und Nadeln, raucht hier noch ein Zigarettchen, trinkt da noch ein Schlückchen Aquavit und versucht emsig, die Schicksalsfäden in ihrem multifunktionalen Nähkästchen neu zu ordnen. So spielt sie um ihr Leben. Unendlich kraftvoll und unendlich zart.

Die clownesken Frauenfiguren der 57-jährigen St. Galler Schauspielerin und Autorin GARDI HUTTER haben eine globale Ausstrahlung. Rund, versponnen und zerzaust wie sie sind, werden sie in Brasilien oder Russland ebenso verstanden und geliebt wie beim Publikum im Posthof. Seit 30 Jahren steht Gardi Hutter auf der Bühne. Für ihre Filme, Bücher und Bühnenprogramme hat sie zahlreiche Preise bekommen. So wurde sie etwa mit dem Wilhelmshavener Knurrhahn (1987), dem Hans Reinhart-Ring (1990), dem St. Galler Kulturpreis (1995) oder dem Schweizer Kleinkunstpreis (2005) ausgezeichnet.

"Gardi Hutter nur als Clownin zu bezeichnen ist eine gewaltige Untertreibung. Sie ist viel mehr. Komponistin und Dirigentin einer scheinbar chaotischen Kakophonie, die doch bis in kleinste Varianten choreographiert ist. Ein schier unerschöpflicher Cocktail aus Gebrubbel und Geplapper, Geraunze und Gelächter kullert und zischt, gluckst und sprudelt aus ihr heraus, bleibt auf der Zunge kleben, quillt durch die Augen, plustert die Lippen oder verheddert sich irgendwo in diesem rundgestopften Wams und Hintern der Schneiderin, die Gardi Hutter einen Abend lang auf den Nähtisch flözt und über die Bühne kugelt... Wenn Zwirnrollen zu Liebenden werden, eine kleine und eine große Schere zu Rittern oder David & Goliath, wenn sie den überdimensionalen Nähkasten in ein Buffet für ihren fiktiven Liebhaber, Stoffreste in Spaghetti und rote Faden in Ketchup verwandelt... Spiel? Weit mehr - ein gelöster, ein glücklicher, ein sich selbst entdeckender und selbstbestimmter Mensch... Da wird deutlich, dass es hinter der Clownsnase in einem intellektuellen Kopf brodelt und ein großartiger Regisseur dies alles hochsensibel arrangiert." (Frommlet, Ravensburg)