Programm
Ahoi! Pop 2016
Fr. 04.11.2016 // 20:00 | Pop/Soul/Electronic

The Hidden Cameras / Adam Green / Jamie Lidell & The Royal Pharaohs / Robb

+ Ahoi! The Full Hit Of Summer-DJs


// GS: € 30/32/36 // Tickets!


The Hidden Cameras: Home On Native Land Tour | Joel Gibb nimmt als Sänger, Songwriter und Chorkapitän der verehrten Hidden Cameras bereits zum dritten Mal Kurs auf Linz. Seit der Gründung in Toronto 2001 kreiert Gibb mit seiner Gang musikalischer Provokateure große Musik und zelebriert Live-Performances, denen ein sagenhafter Ruf der Freiheit und Ausschweifung nacheilt. In den Kirchen Torontos inszenierte er die legendärsten Nächte der Stadt. Männliche Gogotänzer boten den performativen, alles umstürzenden Rahmen für Shows, die Religion hinterfragten und Sexualität feierten. So prägte Gibb die Musikszene Torontos, als es sie fast noch nicht gab.

Pünktlich zu Ahoi! Pop 2016 veröffentlichen The Hidden Cameras nun ihr sechstes Studioalbum "Home On Native Land" und kennzeichnen damit den Beginn eines neuen Kapitels. Es ist eine Americana-Ode an Gibbs Heimatland Kanada, wohin er physisch und philosophisch nach einer mehrjährigen Berlin-Phase zurückgekehrt ist. Joel Gibb schreibt und nimmt seit über zehn Jahren Songs für dieses Album auf, für das er wieder Freunde, Bandkollegen und Ikonen wie Feist, Bahamas, Ron Sexsmith, Mary Margaret O'Hara, Rufus Wainwright oder Neil Tennant versammelt hat.

Auf "Home On Native Land" erforschen The Hidden Cameras die weitreichende musikalische Landschaft Kanadas und liefern ein Album, das einsamen Cowboy-Blues mit Campfire-Songs, Herzschmerz mit fröhlichem Twang und schwungvollen Melodien verbindet. So greifen The Hidden Cameras auf die Vergangenheit zurück, um neuen Boden zu finden.

Live ist trotz aller gelegentlich schwermütigen Innenschau weiterhin kein Kraut gegen die bis zu 20-köpfige Band gewachsen: Denn ihre schwer infektiöse "Gay church folk music" kennt nur ein Kommando: Tanzen, tanzen, tanzen jenseits aller Vorurteile und Klischees.

Aktuelles Album: "Home On Native Land" (VÖ: 28.10.2016), Outside Music

Adam Green | Als Anfang der Nuller Jahre die New Yorker "Anti-Folk"-Bewegung ins Visier der Hipster geriet, war er als Teil des Duos Moldy Peaches eine der zentralen Figuren. Doch erst mit den Solo-Alben "Gemstones", "Friends Of Mine" und "Jacket Full Of Danger" verdrehte der spindeldürre Schelm der Musikwelt vollends den Kopf. Vom Feuilleton bis zur Klatschpresse konnten sich alle auf den "neuen Dylan" mit der Wuschelmähne und dem Schlafzimmerblick einigen. Die einen faszinierte sein ergreifendes, zwischen süßen Harmonien und unverhüllter Vulgarität schwankendes Songwriting, die anderen waren von der koketten Unschuld des hübschen Wunderknaben angetan.

Vor allem in Europa wurde Adam Green so nach dem immensen Erfolg der Singles "Jessica" und "Emily" innerhalb von Rekordzeit vom Kritikerliebling, dessen Songtexte gar als Gedichtband bei Suhrkamp verlegt wurden, zum heiß begehrten Popstar, der in allen nur erdenklichen TV-Formaten aufpoppte und den Hampelmann machte. Was er anfangs sichtlich selbst am meisten genoss, aber irgendwann war's dann eben auch für ihn genug.

Heute kann man sagen: Gut, dass diese Hype-Auswüchse der Vergangenheit angehören. Denn in jüngster Zeit schließt Adam Green wieder an seine Anfänge an. Neben der bildenden Kunst und dem Film, die der Urenkel von Franz Kafkas Verlobter Felice Bauer als neue Leidenschaften entdeckt hat, veröffentlicht Adam Green endlich wieder großartige Platten.

Drei Jahre hat Adam benötigt, um sein aktuellstes, bisher größtes und vielleicht auch faszinierendstes Projekt "Aladdin" fertigzustellen. Das schillernde Gesamtkunstwerk, das multimedial auf verschiedenen Ebenen funktioniert, ist zunächst ein Film, der auf seine ganz persönliche Art und Weise die klassische Geschichte aus 1001 Nacht interpretiert, und mit New Yorker Musikern, Schauspielern und Künstlern, mit übersinnlichen, poetischen Elementen und mit Greens eigenem Humor in Szene setzt. Daneben ist es aber auch ein Album voller zügelloser Fantasie und schräger bis melancholischer Songs, die wiederum eng mit dem Film verbunden sind und einen kleinen Blick in Adams Fantasie gewähren.

Für Ahoi! Pop 2016 knipst Adam Green seine Wunderlampe an und entführt uns in seine sagenhafte Welt, wo Prinzessinnen dekadente Partylöwinnen sind, die Erde eine Geschlechtsumwandlung bekommt und die Bevölkerung eine analoge Version des Internets ausdruckt.

Besetzung: Adam: Lead Vocals, Acoustic Guitar; Alex: Guitar; Ben: Guitar, Sampler; Howard: Keyboard; BJP: Bass; Leo: Drums, Backing Vocals
Aktuelles Album: "Aladdin" (2016), Revolver Distribution Services

Jamie Lidell & The Royal Pharaohs  | In den letzten fünfzehn Jahren hat der Brite seinen Ruf als unkategorisierbarer Künstler gefestigt. Auch die ehrwürdige Times konnte seine abrupten nautischen Manöver zwischen elektronischer Musik, Soul-Elementen, Pop und experimentellen Arbeiten nur schlicht "brillant" nennen.

Und es gibt in der Tat nicht viele Künstler, deren Werke sowohl mit den Glanzleistungen von Marvin Gaye oder Prince als auch mit vertrackter Elektronik im Stile von Aphex Twin oder Squarepusher verglichen werden. Zwischen diesen beiden Polen, dem Soul und avancierter Clubmusik, ist der unvergleichliche Sound von Jamie Lidell angesiedelt.

Seinem ruhelosen Geist folgt der polystilistische Klangzauberer nun auch auf "Building A Beginning", seinem sechsten Studioalbum. Während er mit dem vorigen, selbstbetitelten Album komplett in schrille Elektro- und Pop-Sounds eintauchte, schwimmt "Building A Beginning" in den Gewässern des ruhigen, psychedelischen Soul - als wären die subtilen Tiefen von Gayes "What's Going On", die wirbelnde Lieblichkeit von "Cloud Nine" der Temptations und der beatlastige Glanz von Stevie Wonder mit Lidells unverwechselbarem Songwriting und seiner unglaublichen, wunderschönen Stimme in Berührung gekommen.

Lidell, der schon mit Künstlern wie Feist, Gonzales oder Beck kooperierte, ist bekannt für seine extravaganten Live-Shows, wie sich das schon etwas ältere Posthof-Publikum erinnern dürfte. Es darf jedenfalls als gesichert gelten, dass sich unter seiner aktuell "The Royal Pharaohs" benamsten Band einige der besten Musiker befinden, denen man dieser Tage angesichtig werden kann.

Aktuelles Album: "Building A Beginning" (VÖ: 14.10.2016), Jajulin Records

Robb | Handgemacht, kontrastreich, tiefgehend - das Wiener Songwriting-Projekt um Sänger Robert Summerfield ist ein Fall für Connaisseure. Unter dem Deckmantel des tanzbaren Popsongs brodelt Jazz, Soul - und vor allem Funk. Ein Fall für Hipster? Vielleicht. Jedenfalls hat man selten eine so unangestrengte Verbindung amerikanischer und europäischer Groove-Modelle aus der Hauptstadt des Kaffeehaus-Lounge gehört.

Summerfield, rund um den Michigansee verwurzelt und in Münster aufgewachsen, hat Soul in seiner whiskeygetränkten Stimme. Und seine Band weiß, wie man völlig muckerfreie, unendlich coole R'n'B-Instrumentals kultiviert, stark beatlastig und mit Vintage Synths drapiert. "Neben dem Ruhrgebiet groß zu werden, schließt definitiv nicht die Möglichkeit aus, später etwas zu machen, was vielleicht auch ein bisschen an N.E.R.D. oder Mark Ronson erinnert", so Summerfield. Wo er recht hat, hat er recht.

Nach den beiden EPs "Clay" (2013, mit dem Standout-Track "Fourbyfour") und "Heat" aus dem heurigen Frühjahr sowie einer gemeinsamen Tour mit Kwabs soll noch 2016 der erste Longplayer von Robb erscheinen. Ein Major-Label hat schon angebissen...

Aktuelles Album: "Heat" (EP, 2016), 2A Records