Programm
Ausverkauft!
Fr. 30.03.2018 // 20:00 | Rock

Jennifer Rostock: Best Of Tour 2018

Support: Blackout Problems


// GS: VVK € 39,5 / AK 42


10 Jahre Vollgas zwischen Eskapismus und Haltung, Witz und Wahn, Punk und Pop, Deutschrock und Berliner Schnauze: Jennifer Weist und ihre Jungs gehen auf große Geburtstagsrutsche und zünden alles, was der 6 Alben umfassende Backkatalog so hergibt - nämlich eine Setlist aus dem Besten des Besten des vergangenen Jahrzehnts sowie den neuen Hits des tiefstapelnd "Worst Of" benannten neuen Werkes.

Während dieser 10 Jahre sollte es jedem klar geworden sein, dass es bei Jennifer Rostock um mehr geht als Tattoos und Metall im Gesicht. Ihr Weg hat sie über Scheißfrisuren, Kaugummipop-Experimente, über Bühnen jeden Ausmaßes quer durch die Kneipen ihrer Wahlheimatstadt Berlin an einen durch Renitenz und Selbstbestimmtheit geprägten Ort geführt, in dem sie ihre Nische für sich selbst kreiert haben.

Im Laufe des letzten Jahrzehnts ist dabei auch einiges an ungenutzten Ideen entstanden. Zum Beispiel Songs, die liegengeblieben waren und trotzdem so jung klingen, als ob sie vorgestern erst geboren worden wären. Mit diesen alten Ideen, die nie gut ausgegoren genug gewesen waren, ging die Band letztes Jahr ins Studio.

Herausgekommen ist mit "Worst Of" aber keineswegs eines jener aufgemotzten Jubiläumsreleases, die Fans das Geld für Musik aus der Tasche ziehen, die sie schon besitzen oder ohnehin gar nicht brauchen. Es ist nicht das Beste der schlechtesten Ideen, sondern das Beste der nicht fertig gereiften Songs. Ein Worst Of der besten Sorte, sozusagen. Mit schönem Gruß an alle Perfektionisten, die nichts auf die leichte Schulter nehmen. Oder mit anderen Worten: Groß klingt im Endeffekt nicht zwangsläufig, was großspurig erdacht wurde. Groß wie Jennifer Rostock, die immer noch eine unerreichte Urgewalt in puncto Energie, Ausdauer und Bühnenshow sind.

Aktuelles Album: "Worst Of" (2017), Four Music

Blackout Problems | Die Münchner Punkrocker haben die Energie von Enter Shikari, die hymnische Wucht von Rise Against und die Derbheit der Donuts. Gegründet 2012, brennen die Blackout Problems für das, was sie tun, leben praktisch im Tourbus und haben im Vorjahr mit "Holy" ihr spätes erstes Studioalbum abgeliefert, dem man die vielen Live-Shows an jeder Stelle anhört. Und eine bewundernswerte positive Energie, die sofort auf das Publikum abstrahlt.

Woher die vier Musiker ihre Kraft nehmen, über Kritik und Frust hinaus zu einem so ehrlichen Optimismus zu finden, ist angesichts des allerorts grassierenden Zynismus einigermaßen rätselhaft. Wie verbindend diese Positivität ist, zeigt sich in der Kollaboration mit Nathan Gray (Boysetsfire) und Touren mit Heisskalt und den Emil Bulls. Wie aufrichtig und stabil sie ist, beweisen sie mit ihrem eigenen Leben: Do It Yourself ist hier die Devise, z.B. beim eigenen Merchandise-Vertrieb, der ausschließlich mit fairer Ware handelt.

In ihren einfachen, ernst gemeinten Texten geht es um Freundschaft, Mut, Gerechtigkeit, Fragen der Verantwortung und Moral - lauter altmodische Werte also. Oder eben: die Zukunft, für die wir nur noch nicht bereit sind. Anachronistisch und hochaktuell. Genauso wie die Musik zwischen amerikanischem Rock und zeitgenössischem Post-Everything.

"Holy" klingt offen, hell, aufgeräumt. Während Schlagzeuger Michael sich fordernd und vehement durch die Songs prügelt, strahlen die Gitarren förmlich um die Wette - und der Gesang bettet sich in seiner stylischen Unperfektheit wiederum perfekt ein in diesen angenehm wenig aufgeblähten Sound.

Die Melodien dagegen scheuen nicht die große Geste. Und die Songs halten das aus. Produzent Philipp Koch (Heisskalt) ist dem Purismus der Band mit gekonnter Zurückhaltung begegnet, und so entstand mit "Holy" 2016 ein Album, das groß ist und dabei ohne große Posen auskommt. Unverspieltes Spiel, unverkleideter Stil, unverhohlene Aussagen: Man kann das naiv finden. Man kann aber auch einfach den Hut ziehen vor so viel Straightness. Und sich der hoffnungsvollen Prognose der Band anschließen und den Aufbruch besingen: "We will be one".

Aktuelles Album: "Holy" (2016), Blackout Problems