Last Minute - Festival für aktuelles Theater 2018
6. - 24. Oktober 2018 | Posthof Linz
Programm
Textlich aktualisiert und verteilt auf drei Figuren schärfen die Klappmaulpuppen des genialen Wiener Strippenziehers Qualtingers zum Klassiker avancierten Charakter.
// GS (num. Sitzpl.): € 17/20/23 (Einzelpreis) // Tickets!Eine Klassiker-Übermalung und Befreiung: Der gefeierte Schauspieler gestaltet einen Abend mit vom Geist der Revolution getragenen Balladen und Gedichten.
// GS (num. Sitzpl.): € 23/26/29 // Tickets!Petra Gstrein
Virginia Woolf in ihren eigenen Worten: Ausnahmeschauspielerin Petra Gstrein brilliert zwischen Briefen, Tagebüchern und Romanauszügen - spannend bis zur letzten Sekunde.
// MS (num. Sitzpl.): € 18/21/24 (Einzelpreis) // Tickets!In ihrem jüngsten Stück widmet sich die "schnelle politische Eingreiftruppe" jenen Zukurzgekommenen, für die Aufmerksamkeit alles bedeutet und die doch in ihrer Einsamkeit verloren gehen.
// MS (Sitzpl.): € 18/21/24 (Einzelpreis) // Tickets!Alle Veranstaltungen: Num. Sitzplätze, Beginn 20:00 Uhr

Wie entstehen die großen magischen Momente im Theater? Jene Augenblicke, in denen man sieht, wie der Vorhang reißt und ein Stück Wirklichkeit hindurchschimmert?
Darauf gibt es so viele Antworten wie Hamlet-Inszenierungen. Eine davon ist vielleicht die Verbindung von Ernsthaftigkeit und Humor, die Gleichzeitigkeit von Lachen und Weinen, Melancholie und Ironie. Auf dieses Amalgam verstehen sich die KünstlerInnen des heurigen Last-Minute-Festivals besonders gut.
Wenn Philipp Hochmair mit nacktem Oberkörper, begleitet von drei Techno-Musikern, Schillers Glocke schmettert, dann entsteht der Zauber durch die Simultanität von Pathos und Witz. Nie gleitet die Performance ins Parodistische ab, vielmehr schlägt sie Funken aus den klassischen Texten, haucht ihnen neues Leben ein, fern jeder Schulweisheit. Übermalung und Befreiung nennt der Künstler selbst diesen Prozess. Bei Nikolaus Habjan entwickelt sich durch die Genialität seiner Puppenführung ein ähnlicher, auf den ersten Blick paradoxer Vorgang: gerade die offensichtliche Künstlichkeit der Figuren, die Qualtingers legendären Text spielen, erzeugt eine Unmittelbarkeit, die ein Schauspieler aus Fleisch und Blut nur schwer (oder nur ganz anders) erreicht.
Selbst bei der ernsten Hommage des Salon 5 an Virginia Woolf blitzt ständig etwas durch, das mit der Magie des Theaters zu tun hat. Wenn sich Petra Gstrein in die Dichterin verwandelt, sie sich einverleibt, hebt sich der Gegensatz zwischen Geschichte und Gegenwart immer wieder auf. Und bei der überbordenden Komödie "Immersion" des aktionstheater ensembles sind die Grenzen zwischen Tragik und Komik, Illusion und Realität endgültig verwischt. Das Publikum sieht den AkteurInnen beim Scheitern ihrer Träume zu, am Ende bleibt ihnen nur ein trauriges Schicksal: bei eben jener Produktion mitzuwirken, die wir gerade sehen...
Wilfried Steiner