Ein Funken Ewigkeit liegt in jedem Ton, den er gebiert. Und so musste der gefeierte Klangmagier, Soundtrack-Komponist ("Die fabelhafte Welt der Amélie", "Good Bye, Lenin!") und Pop-Avantgardist, der eine karge Insel vor der bretonischen Küste sein Zuhause nennt, nicht lange nach einem Titel für sein neues Album suchen. "(Infinity)" ist "ein zauberhaftes Werk" (Musikexpress) voller wundersamer Klangetüden zwischen Dreampop, Kammerfolk und Postrock, zwischen Sigúr Ros, Michael Nyman und David Bowie.

Welche unendlichen Weiten in Tiersens Soundkosmos innewohnen, ermisst sich allein daran, dass die einen (das britische Magazin Uncut) von einem "stone-cold masterpiece" sprechen, während sich die anderen (der Popkultur-Blog The Quietus) vom "sunny, baroque pop" auf "(Infinity)" beschienen fühlen. In gewissem Sinne ist das Album auch ein Schritt zurück zu seinen Ursprüngen, begann Tiersen doch - als Reverenz an seine früheren Arbeiten - zuerst mit Spielzeuginstrumenten zu experimentieren. Außerdem hat er diesmal unter anderem mit Sängern zusammengearbeitet, die bretonische (Ar Maen Bihan), färöische (Grønjørð) und isländische Stimmen (Steinn) beisteuerten. Das Album wurde auf Island erdacht, wo auch die Arbeit daran begann, beendet schließlich zuhause auf Ushant Island.

Wer nur jene zart mäandernde Piano- und Akkordeonmusik von Tiersens ersten drei Alben, die - gemeinsam mit weiterem eigens eingespieltem Material - zum 2001er "Amélie"-Soundtrack zusammengefasst wurden, im Ohr hat, wird bei seinen neueren Arbeiten überrascht sein, wie dunkel-atmosphärisch und krautrockig dieser, zu den meistgeschätzten seiner Generation zählende, Musiker klingen kann. Das stellte der 44-Jährige auch bei seinem grandiosen ersten Posthof-Konzert 2010 unter Beweis. Und jetzt gibt es erneut für alle Freunde tiefgründiger Musik ganz gleich welchen Genres, die seltene Gelegenheit, in die fabelhafte Welt des Yann Tiersen einzutauchen.