Tucson Songs - Die Tour
Tucson, Arizona, ist ein Sehnsuchtsort für Musik-Connaisseure. Stammen doch mit CALEXICO und GIANT SAND zwei der meistverehrten US-Indiebands aus dem ehemaligen Revolverstädtchen in der Nähe der mexikanischen Grenze. Die staubige Kakteenkulisse, die wohlmeinende Sonne, bezahlbare Mieten und eine gute Club-Infrastruktur machen aus Tucson ganz offensichtlich ein fruchtbares musikalisches Biotop, "dessen Output nun im hervorragenden Sampler 'Tucson Songs' gipfelt... und belegt, dass der US-Bundesstaat noch etwas anderes ist als nur ein Paradies für golfende Rentner." (Karl Fluch, Der Standard).

Eine Abordnung der Tucson-Szene macht sich nun vom Schlepptau der beiden Flaggschiffe los und segelt mit "Exciting New Sounds from Southern Arizona" zwischen Wüsten-Flamenco, Speed-Mambo, Desert Chanson und Songwriter-Pop erstmals gen Europa.

Brian Lopez | "Diese Stimme bringt Steine zum Schmelzen", schwärmte der Rolling Stone über Brian Lopez' engelsgleiches Timbre. Für sein Debüt "Ultra" ließ der Hendrix-Lookalike von seiner Rockvergangenheit bei den Mostly Bears ab und entdeckte seine spanischen Wurzeln. Flamenco trifft bei ihm nun auf Americana, gefühlsechter Kammerpop auf epischen Wüstenrock. Als wäre Roy Orbison von einer Klapperschlange gebissen worden, croont sich Lopez durch lässig-psychedelische, ausschließlich handgemachte Songs, in denen sogar echte Kirchenglocken zu hören sind. Diesem jungen Mann steht die Tür zur Ruhmeshalle der Sangeskunst weit offen. Nur einmal stößt er an seine Grenzen: Dann nämlich, wenn er als Sohn der Sonora-Wüste nach Regen betet. Denn der fällt in seiner Heimat so gut wie nie.

Sergio Mendoza Y La Orkesta | Dieser Mann scheint sich Speedy Gonzales, die schnellste Maus von Mexiko, zum Vorbild genommen zu haben. Mit mörderischem Tempo jagt Sergio Mendoza, der im mexikanischen Teil von Nogales aufwuchs, seine 14-köpfige Mambo-Bigband durchs Programm. Da nimmt es nicht wunder, dass Mendoza schon im Vorprogramm von Calexico (zu deren Live-Band der Bandleader auch gehört) auf US-Tourneen ordentlich abgeräumt hat. So erfolgreich, dass die Truppe nun auch als Haupt-Act große Hallen wie das Rialto in Tucson zum Bersten bringt. Sergio Mendoza Y La Orkesta wurden jüngst bei den lokalen Tammy-Awards auch mit dem Hauptpreis als beste Band der Stadt ausgezeichnet. Und das alles noch vor ihrem mit Spannung erwarteten Album-Debüt, das in Kürze erscheinen wird.

Marianne Dissard | Nach ihrem gefeierten, vom Calexico-Chef Joey Burns produzierten Debüt-Album "L'Entredeux", mit dem sie im Sturm die Chanson-Szene aufmischte, geht die gebürtige Französin Marianne Dissard auf "L'Abandon" neue Wege. Druckvoller, vielfältiger, mexikanischer und damit viel näher an ihrer Wahlheimat Tucson verbindet Dissard französische Poesie mit US-amerikanischem Independent-Rock und kreiert daraus ihren höchst eigenen Stil, den sie zu Recht Desert Chanson nennt. "L'Abandon" spiegelt musikalisch das Lebensgefühl des Südwestens wieder - und betont zugleich noch stärker die gesanglichen Qualitäten dieser ungewöhnlichen Künstlerin.

Andrew Collberg | Ein junger Schwede in Arizona. Ein schwerst talentierter noch dazu. Der 24-Jährige schüttelt Hooklines aus dem Ärmel, die einem Elliott Smith zur Ehre gereicht hätten. Auf seinem internationalen Erstling "On The Wreath" pflegt Andrew Colberg einen frischen, unbekümmerten Songwriter-Stil, bei dem optimistische Uptempo-Songs, für die einst der Begriff Gitarrenpop erfunden wurde, neben ruhigeren, nicht minder glänzenden Pretiosen stehen. Organisch, wunderschön und hitverdächtig.