Traurige Töne trösten - jedenfalls wenn sie von den Tindersticks kommen. Die Band um den Briten Stuart Staples, dessen samtweicher Bariton über kammermusikalischen Pop-Arrangements schwebt, leuchtet seit 1993 die düsteren Seiten des Lebens aus und zeitigt dabei immer funkelndere Ergebnisse. Ihr jüngstes Album "The Waiting Room", das zehnte im Zuge ihrer bald 25-jährigen Erkundungsfahrt, steuert elegant wie nie jene Sehnsuchtsorte an, wo Melancholie auf Hoffnung, Subtilität auf Opulenz trifft.

Es ist ein "richtiges" neues Studioalbum und in vielerlei Hinsicht das ehrgeizigste, vielfältigste und aufwendigste unter den bisherigen Arbeiten der Tindersticks. Befeuert durch die Bläser-Arrangements des bekannten Londoner Jazzmusikers Julian Siegel, spannt Stuart Staples seine Mannen zu einer furiosen Expedition durch die verschiedensten Abgründe ein und legt gleichzeitig einige der besten Songs seiner Karriere vor. Neben Staples' suggestivem Storytelling enthält das Album auch zwei Duette mit Jenny Beth (Savages) und der verstorbenen Lhasa de Sela.

Die Atmosphäre von Tindersticks-Songs erweckt nicht nur beim Hören starke Bilder, die Band selbst hat eine lange Beziehung zum Film: Seit der Musik zu "Nénette Et Boni" 1996 arbeiten die Tindersticks mit Claire Denis zusammen, und die französische Filmemacherin ist nun auch am neuesten Filmprojekt beteiligt, das "The Waiting Room" begleitet. Zu den 11 Songs gibt es 11 Kurzfilme, die in Kooperation mit dem Internationalen Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand entstanden. Dort saß Stuart Staples vor ein paar Jahren in der Jury und aus dessen Netzwerk wurden Filmschaffende aus der ganzen Welt eingeladen, die Songs aus "The Waiting Room" zu interpretieren.

Und das Resultat ist beeindruckend: Flughäfen, Autofahrten oder Landschaften spiegeln die Stimmungen der Songs, mit denen die Band einmal mehr ihre herausragende Stellung als Happy Sad-Puristen zeigt.

Tindersticks machen Musik, die an Intensität kaum zu überbieten ist - was auch zum Kennzeichen der Live-Konzerte dieser Band geworden ist, die zuletzt im November 2012 den Posthof verzaubert hat.