Rap? Das ist doch diese Musik, die nur Männer machen dürfen. Männer, die, nachdem sie Mutter sagen, immer gleich das F-Wort anhängen müssen. Klar, dass solche Typen zu hyperventilieren begannen, als vor knapp 2 Jahren auf einmal zwei Berlinerinnen mit dem Namen SXTN um die Ecke kamen und im Song "Deine Mutter" damit prahlten, sich auch ohne naturgegebenen Penis einmal quer durch die weiblichen Verwandtschaftsverhältnisse der MC-Konkurrenz zu vögeln. Auch mit den restlichen Tracks der "Asozialisierungsprogramm"-EP verabschiedeten Juju und Nura sich von vorherrschenden (Rap-)Rollenklischees und ließen die Hater mit ihrem rotzfrechen Realtalk im Regen stehen.
 
Das Feuilleton der FAZ titelte: "Entfesselt, laut und unverschämt". Aus gutem Grund. Denn während anderorts noch hochtrabende Feminismus-Debatten geführt werden und man überlegt, wie die Musik der emanzipierten Frau im Rap bitteschön zu klingen hat, machen SXTN einfach. Warum sollen Juju und Nura davon rappen, dass sie rappende Frauen sind? Ist doch scheißegal. Genau wie die ewiggleichen Kommentare unter ihren YouTube-Videos. Asibitches? Mannsweiber? Get the fuck outta here!

Und SXTN machen mit ihrem im Juni 2017 erschienenen Debütalbum "Leben am Limit" genau dort weiter, wo sie mit ihrer EP aufgehört haben. Der Titel fasst den Alltag von Juju und Nura dabei perfekt zusammen: Abgebrannt sein, aber trotzdem ausrasten - im Studio, im Club, auf der Straße. Hier ein Gig, da eine Party. Action, Liebeskummer, Stress? Weitermachen. 24/7 auf die Fresse. Auch musikalisch. Denn während deutscher Rap nervös in Richtung Frankreich schaut, um sich Fußballtrikots überzustreifen und jeden neuen Trend zu adaptieren, bleiben SXTN ihrem Sound treu.
 
Ob Seelenstrip oder Schwanzvergleich, Partymodus oder Pöbellaune: SXTN nehmen sich kein Blatt vor den Mund. Alles was Juju und Nura machen, hat eine selbstbewusste Haltung, die richtigen Ecken und Kanten, ist geil gerappt und gibt einen vierfachen Mittelfinger auf Konventionen und Klischees. So geht Selbstbestimmung.

"Sie feiern die Party, auf der du schon immer sein wolltest" (Noisey)