Die Moskauer Kammeroper Boris Pokrovsky gastiert heuer erneut im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes in Linz. Das Besondere in der Aufführungspraxis dieses innovativsten Operntheaters Russlands: Es treten keine Solisten und Solistinnen im herkömmlichen Sinne auf, sondern "alle sollen alles können". Durch einen ständigen Wechsel treten alle Darsteller als SolistInnen in Erscheinung - wie sie dann aber auch wieder in den Chor zurücktreten.

Im Vorjahr erstmals zu Gast, kommt das Ensemble heuer erneut für zwei exklusive Vorstellungen und mit zwei stimm- und bildgewaltigen Opern-Produktionen in den Posthof: "The Prodigal Son" (Benjamin Britten) und "Mavra" (Igor Strawinski), beide unter der Regie des künstlerischen Leiters Mikhail Kislyarov.

Programm 25. und 27. September:

Benjamin Britten: "The Prodigal Son" (Der verlorene Sohn)

Der Koffer ist schon gepackt als ihm der Vater seinen Erbteil ausbezahlt. Seinen älteren Bruder und den winkenden Vater lässt er zurück und begibt sich auf einen Intensivtrip durch ein dreifaltiges Sündenpanorama in die weite Ferne. Als er schließlich mittellos mit Schweinen um ein wenig Futter fechten muss, entflammt plötzlicher Familiensinn. Er tut Buße, kehrt heim und wird mit offenen Armen vom Vater wieder empfangen. Benjamin Brittens dritte Vertonung einer Kirchenparabel lässt sowohl Herzen der Opernfans, als auch der KammermusikliebhaberInnen höher schlagen. Die karge Instrumentation schafft viel Raum für vokale Partien und Stimmungen; moderne Kirche im Posthof.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Lukasevangelium verpackt in eine kurzweilige, einaktige Kirchenoper des englischen Komponisten Benjamin Britten.

Spieloper op. 81
Libretto: William Plomer nach dem Evangelium des Lukas XV, 11-32
D.D. Schostakowitsch gewidmet
Oper in englischer Sprache
Regie, Choreografie: Mikhail Kislyarov
Musikalische Leitung, Dirigent: Gennady Rozhdestvensky
Chor und Solisten der Moskauer Kammeroper unter der Leitung von Alexei Vereshchagin
Dauer: 80 Minuten

- Pause -

Igor Strawinski: "Mavra"

Mutter rümpft die Nase als Tochter Parascha ihr Herz ausschüttet. Unter Protest wird Paraschas einzige Liebe, der flotte Husar Basil, von Mutter zur Persona non grata erklärt. Just klappt die Köchin des Hauses tot in sich zusammen. Vielleicht war es das Herz. Als Parascha für Mutter eine neue Köchin suchen soll, steckt sie Basil in Frauenkleidern und integriert ihn prompt in das Hauspersonal. Als Koch- und Travestiekünstler genießt Basil Paraschas Nähe und Zuneigung. Perfekt scheint es, bis Mutter Basil bei der täglichen Rasur ertappt.
Als Hommage an die romantische Musik Russlands komponierte Strawinski eine heiter komische Oper und verpackte Satire, Folklore und Gesellschaftskritik in einen einzigen Akt mit Operettencharme.

Komische Oper in einem Akt
Libretto: Boris Kochno nach der Verserzählung "Das Häuschen in Kolomna" von A. Puschkin
Regie, Choreografie: Mikhail Kislyarov
Dirigent: Alexei Vereshchagin
Uraufführung: 3.6.2014 an der Moskauer Kammeroper
Dauer: 40 Minuten