Jeder macht Fehler. Und ohne den Fehler und dessen Erkenntnis gäbe es keine Entwicklung, sagt MICHAEL EIBENSTEINER. Was läge da für den Kabarettisten also näher, als Thema sein neues Programm "Richtig daneben" zu widmen und darin seine eigene Philosophie - also eine Fehlosophie - zu begründen.

Grundlage dafür ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Fehlern, auf einer allabendlichen Reise ins eigene Ich. Aber Vorsicht! Provozieren Sie Ihre Fehler nicht, denn das ist der größte Fehler.

Und der kann dann - ja, wohin kann er führen? Zum Tod? Nun, vielleicht. Zumindest aber zu einem Ort, an dem ein Kopf, dessen Körper von Verwaltern mit Köpfchen wegrationalisiert wurde, gemeinsam mit Geschworenen über das weitere Schicksal des Ich-Gereisten entscheidet, dessen Körper vor lauter Hirnwichserei w.o. gegeben hat. Aber dafür muss er erst einmal zurück in seine Vergangenheit blicken und sich mit früheren Fehlern auseinandersetzen.

Verwirrend? Ja, ein bisschen schon. Aber Eibensteiner erhebt nicht den Anspruch, eine leicht verdauliche und simple Story zu erzählen. Im Gegenteil zieht er sein Publikum mit in die Abgründe der Zwischenmenschlichkeit, wo der Fehler programmiert ist. Wo Scham, Angst, Ärger, Macht, Gewalt und Bauchgefühl regieren (nur die Schuld lässt sich entschuldigen, weil sie anderweitig zu viel zu tun hat).

Es ist nicht die Comedy-Schiene, die der Kabarettist fährt, sondern jene des schwarzen Humors, der mehr pikiert als unterhält. Und der schonungslos die menschlichen Defizite aufdeckt. Bleibt die Frage: Ist es wirklich ein Fehler, Fehler zu machen? Oder sind unsere Fehler nicht eher die Bestätigung dafür, dass wir einen freien Willen haben und diesen auch tatsächlich ausleben? Die Antwort darauf muss sich jeder selbst suchen. Ebensteiner liefert mit seiner bitterbösen Realsatire zumindest bruchstückhafte Ansätze dafür, zu einer Erkenntnis zu gelangen. (WZ Online)