Kaum jemand lebt den Southern Rock, so wie er: Warren Haynes, langjähriges Mitglied der Allman Brothers Band, Meister der Slideguitar und stimmliches Raubein, gibt seinem Gov’t Mule gnadenlos die Sporen. 2014 schlug das "20th Anniversary" der Formation zu Buche, und im Zuge der ausgedehnten Feierlichkeiten melden sich Haynes und seine Desperados nun mit einer Tour zurück.

Aufgeladen haben Gov't Mule ein schier unerschöpfliches Repertoire an eigenen Songs sowie Rock-, Heavy Blues- und Southern Boogie-Covers, die jedes Konzert einzigartig machen. Das lässt sich gut nachprüfen - nicht nur anhand ihrer beeindruckenden Veröffentlichungsreihe "20th Anniversary Archive Live-Recordings", die demnächst mit zwei weiteren Alben vollendet wird, sondern auch, weil Haynes gewohnheitsmäßig nahezu jedes Konzert in bester Qualität zum Download oder Stream im Netz freigibt.

So kann es sein, dass der erste Teil eines Konzerts mit Material aus dem Eigenanbau bestritten wird, mit ausladenden Improvisationen und krachenden Gitarrenriffs, mit purem Blues-Rock oder schwerem Südstaaten-Rock, während im zweiten Teil Songs von AC/DC, Johnny Winter, Neil Young und Ten Years After gecovert werden oder gar ein ganzes Album von The Who ("Who's Next") neu interpretiert wird.

Und ja, hin und wieder gehen Gov't Mule auch ins Studio, um ganz regulär ein Album zu produzieren. Zuletzt erschienen zwei Platten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Im vergangenen Jahr "Dark Side Of The Mule" mit Cover-Versionen von Pink Floyd und kürzlich erst "Sco-Mule", ein Zusammenschnitt von zwei Abenden aus dem Jahr 1999, bei dem Gov't Mule zusammen mit der Gitarrenlegende John Scofield und dem Jazz-Keyboarder Dan Matrazzo auf der Bühne standen.

Haynes und seine Band, das ist ganz deutlich, lassen sich in keine Schublade stecken. Dabei wäre es so einfach, denn eigentlich ist es ja am Ende nur Südstaaten-Rock, den Gov't Mule spielen. Aber wenn es derart abwechslungsreich und großartig ist wie hier, wird jedes einzelne Konzert ein Fest für sich!