Der deutschsprachige HipHop ist lebendiger denn je. Sub-Genres blühen auf, Barrieren werden ausgehebelt, alte Helden wie Jan Delay legen sich mit Heino an, neuere wie Marteria werden zu Superstars. Und dann gibt es da immer wieder Underground-Acts, die sich mit großer Schnauze und ebensolchen Tracks aus dem Ghetto der Plattenbauten an die Pole Position der Charts rappen.

Bestes Beispiel ist das HipHop-Duo Genetikk, das mit seinem zweiten Album "D.N.A." in Deutschland nicht nur direkt von 0 auf 1 ging, sondern damit gleich einen "modernen HipHop-Klassiker" (Zitat: Juice) schuf. Rapper Karuzo und Produzent Sikk stammen eigentlich aus der bürgerlichen Idylle Saarbrückens, fanden ihr musikalisches Biotop aber im nur wenige Kilometer entfernten, über der französischen Grenze liegenden Behren - einer Kleinstadt, in der nach dem Niedergang der dortigen Bergbauindustrie Mitte der Nuller Jahre Ausschreitungen ähnlich wie in den Pariser Banlieues stattfanden.

Dort, inmitten des sozialen Elends vor allem nordafrikanischer Einwanderer, fanden die beiden Maskenträger zu ihrer von organischen Old-School-Beats à la Wu Tang Clan inspirierten HipHop-Signatur. Ihr in Paris entstandenes kostenloses Download-Tape "Foetus" führte Genetikk Ende 2011 kurzerhand ins Lager des Düsseldorfer Independent-Labels Selfmade Records, das zuvor bereits Casper hochhievte und mit Kollegah, Favorite oder den 257ers mittlerweile zum "neuen, besseren Aggro Berlin" wurde, wie die Süddeutsche Zeitung schrieb.

Auf "D.N.A.", das u.a. Kollabos mit Sido, Kollegah, MoTrip und sogar dem Wu-Tang-Guru RZA himself enthält, gelingt es Genetikk, etablierte Genre-Charakteristika mit frischen, modernen Stil-Elementen zu kombinieren, was dem Duo ein gleichermaßen einzigartiges wie unterhaltsames Alleinstellungsmerkmal innerhalb der deutschsprachigen Rap-Szene verleiht.

"Wir wollen, die Leute wieder zum Kopfnicken bringen", meinte Karuzo kürzlich in einem Interview. Das gelingt Genetikk, diesen "Aliens vom Provinzplaneten" (Der Spiegel), wie derzeit keinem anderen Rap-Act deutscher Zunge.