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Es war spätnachts, an einem Montag im März dieses Jahres, als eine bis dahin nur gut informierten Indie-Kreisen geläufige Band einen viralen Hype lostrat. Future Islands waren zu Gast bei David Lettermans "Late Show", um ihr neues Album zu promoten. So weit, so business as usual. Kurz aufs Klo und dann weiter mit der nächsten Pointe, dachte sich wohl auch der Talkshow-Host, doch die Performance von Sänger Samuel Herring blies selbst den 69-jährigen Routinier vom Moderatoren-Stuhl. Da vollzog ein offenbar liebeskranker, durchaus kräftig gebauter Mensch eine Art New-Wave-Limbo-Dance, pochte sich wild grimassierend auf die Brust und breitete sein ganz und gar erstaunliches Stimmregister von jubilierenden Höhen über Joe-Cocker-Krächzen bis zu den Tiefen von Death-Metal-Growls vor dem staunenden Publikum aus. Eine neue Meme war geboren.

Das alles passierte, während seine Mitstreiter Gerrit Welmers (Keyboards, Programming) und William Cashion (Bass, Gitarre) unterstützt von ihrem Tourdrummer "Seasons (Waiting For You)", die fantastische Single des ebenso "Singles" benannten vierten Longplayers, mit stoischer Konzentration instrumentierten. Waren das die Warhol'schen Minuten des Ruhms für das Trio aus Baltimore oder doch der Beginn einer späten, hochverdienten Karriere? Der Wechsel zum legendären britischen 4AD-Label deutet jedenfalls auf Letzteres hin. Und auch die Band scheint ihrem aus der Zeit gefallenen Synthie-Pop bei den neuen Songs einen ordentlichen Schub an Druck und Dringlichkeit verpasst zu haben. So wird das Album seinem koketten Titel "Singles" durchaus gerecht: Future Islands haben hier eine Sammlung an packenden Minidramen, locker beschwingten Blue-Eyed-Soul-Stücken und durchaus krachenden Slow-Burnern abgeliefert, die noch lange nachwirken werden.

Da sind wir auch schon wieder bei Sänger Samuel Herring, der diese oft kühl wirkenden Songs mit seiner unnachahmlichen Inbrunst vorantreibt, als gelte es den ganzen Weltschmerz in drei Minuten zu fassen. Und dass Future Islands ihren Furor, den sie bei Letterman entwickelten, auch auf der Live-Bühne demonstrieren werden, darf man als fix betrachten.