Die Szenerie verströmt angegammelte Gemütlichkeit: Sechs Jungs lümmeln auf dem alten Sofa vor dem Fernseher, als ob sie es nie mehr verlassen wollten. Allein das Schlagzeug in der linken Ecke deutet darauf hin, dass es mit der Ruhe bald vorbei sein wird. Tatsächlich geht es dann auch schnell zur Sache bei den "Alpha Boys", der neuen Produktion des israelischen Tänzer- und Choreographenduos Guy Weizman und Roni Haver, auch bekannt als Club Guy & Roni.

Die müffeligen Couchpotatoes erweisen sich als hervorragende Tänzer und sie verwandeln die Bühne in einen brodelnden Kessel aus Eitelkeiten, Platzkämpfen und exhibitionistischen Aktionen. "Alpha Boys" ist eine auf männlich gekrempelte Version des erfolgreichen Frauenstücks "Language of Walls", mit dem der Club Guy & Roni seit Jahren international tourt.

Höchst kunstvoll und akrobatisch versiert, spielen die Alphamännchen mit Klischees. Wie das Ensemble im Stil von HipHop-Battles über die Bühne fegt; wie es in einem dreigeschossigen Schrank auf engstem Raum immer wieder überraschende, witzige Bilder schafft; wie der Musiker an Schlagzeug, E-Gitarre und singender Säge treibende Beats und faszinierende Klangflächen kreiert - das ist beeindruckend. Atemberaubend virtuos springen die Tänzer über die Bühne, gleiten wie am Fließband in den Handstand, springen mit Tempo übereinander. Kraftvoll, kantig und dynamisch ist ihr Tanz, exakt aufeinander abgestimmt und so rasant, dass man die Zeit zurückdrehen möchte, um alles noch einmal zu sehen. Am Ende ist die Bühne mit Müll übersät, das Schlagzeug verprügelt, der Raum mit Kunstnebel, Schweiß und Testosteron aufgeheizt.

Der im niederländischen Groningen ansässige Club Guy & Roni ist seit 10 Jahren ein Fixstern in der europäischen Tanzlandschaft. Haver und Weizman verführen mit ebenso dynamischen wie mysteriösen Bühnenstücken, die sich durchgängig mit zeitgenössischen und aktuellen Themen befassen. (hof)

"Was um Himmels Willen macht der Club Guy & Roni mit Language of Walls, der international erfolgreichsten Tanzproduktion seit seiner Gründung? Er dreht sie auf links und bügelt sie quer. Es bleiben nur das abgerockte Set und Teile des Soundtracks. Und die geballte Frauen-Power der Originalversion wird auf 100 % male geändert. Das Resultat: Ein Ereignis. Tanz am Limit. Atemberaubend. Mit allem was Männer (und die Frauen) mögen: Rote Pömps, Pistolen, straighte Drinks und blonde Perücken. Sechs exzellente Tänzer (zudem gutaussehend und sexy), ein hart arbeitender Schlagzeuger und ein Wandschrank sind die Akteure in dieser 60 minütigen Tour de Force. Tanz der Extraklasse."

Choreografie: Guy Weizman, Roni Haver
Komposition: Elad Cohen Bonen
Performance: Igor Podsiadly, Jorge Morro, Edan Gorlicki, Jonathan Ber, Camilol Chapela, Ruben Albelda Giner
Drums: Jens Bouthery
Lichtdesign: Wil Frikken
Bühnendesign: Ascon de Nijs
Kostümberatung: Slavna Martinovic
Koproduktion: Grand Theatre Groningen