Programm
Heimspiel 2017 | Theater-Empfehlung des Monats
Sa. 28.01.2017 // 20:00 | Theater

aktionstheater ensemble

Kein Stück über Syrien


// MS (num. Sitzpl.): € 16/18/20 // Tickets!


Ich wollte natürlich unbedingt beim Westbahnhof aussteigen. Ich steige aus, in der Erwartung: tausende Helfer und tausende Flüchtlinge. Alle werden versorgt und keine Ahnung, ich hab noch Mandarinen übrig, die werde ich gleich abgeben. Und dann ist dort einfach fast niemand!

Man hilft, und eine Welle der Solidarität geht auch durch das Ensemble: Michaela nimmt jeden Tag Flüchtlinge vom Wiener Westbahnhof mit nach Hause und Susanne erzählt Märchen. Schließlich sind wir gut, edel und hilfsbereit und wollen dabei sein, beim größten (Flüchtlings-)Event des Jahres. Andererseits dauert das Ganze nun schon recht lange und wird langsam langweilig - jeden Tag die gleichen Flüchtlingsbilder, die gleichen Zaundiskussionen. Man hat schließlich noch ein Leben im Hier und Jetzt. Und wir haben auch noch ein Stück zu erarbeiten, das Premiere hat. Es soll berührend, dramatisch, authentisch, spannend, informativ und lustig sein. Daher: Kein Stück über Syrien.

Regisseur Martin Gruber erfragt und dokumentiert das Autobiografische seines eigenen Ensembles. In dem er es in seiner ganzen Voreingenommenheit, Sentimentalität und Versponnenheit ins Spiel bringt, gibt er dem Verdrängten und Irrationalen in den öffentlichen Diskursen ein Gesicht und legt auf erfrischend undiplomatische Weise die intimen Kontaktzonen für politische Gesundungs- und Ordnungsversprechen frei.

Im "Flüchtlingsumgang" betritt die individualisierte Zivilgesellschaft keinen sicheren Boden: "Am Theater gilt es hinter die Kulissen zu schauen. Wir versuchen es zumindest. Wir beginnen bei unserem Scheitern. Wir wissen noch nichts." (Martin Gruber)

"Ein schamloses, schlaues, höchst unterhaltsames Stück über die Befindlichkeit der Helfer und Nichthelfer in der Flüchtlingskrise" (Die Presse)

"Eine finstere Bestandsaufnahme der Zeitgeschichte, latente Rassismen und offene Egozentrik... In der Persiflage auf die Willkommenskultur zeigt das Ensemble, das es zu Recht als schnelle politische Eingreiftruppe geschätzt wird" (der Standard)

"Ein Faustschlag auf den Tisch unserer Realität... der Mut, ein aktuelles und emotional aufgeheiztes Thema aufzugreifen wurde mit lang anhaltendem Schlussapplaus belohnt" (APA)

Ausgezeichnet mit dem Nestroypreis 2016 (Beste Off-Produktion)

Konzept, Regie: Martin Gruber
Text: Martin Gruber / aktionstheater ensemble
Dramaturgie: Martin Ojster
Musik: Panda Pirate
Bühne, Kostüme: Valerie Lutz
Regieassistenz: Annina Weiss
DarstellerInnen: Michaela Bilgeri, Susanne Brandt, Robert Finster, Alexander Meile
Live-Band: Panda Pirate