THEATER MALARIA
EXPERIMENT LEBEN. WINKLERGASSE 43
"Die Freiheit ist wie ein Kuss, den man bekommt." (Ruth Oberhuber)
Sophie erbt die Wohnung ihrer Mutter. Um ihrer Einsamkeit zu entfliehen, gründet sie eine Wohngemeinschaft und sucht sich eigenständig einen gesetzlichen Vertreter. Ihr Bruder fühlt sich übergangen und fürchtet um sein Erbe. In der Wohnung hat der Alltag begonnen und die anfängliche Euphorie der WG-BewohnerInnen bröckelt ab. Die Menschen um Sophie scheinen nur auf ihren Vorteil bedacht zu sein. Wird die Wohngemeinschaft scheitern?
Das Theater Malaria - entstanden aus Eigeninitiative von künstlerisch tätigen Menschen mit Behinderung im Diakoniewerk Gallneukirchen - setzt sich heute aus einem elfköpfigen Ensemble, externen GastschauspielerInnen aus der freien Szene sowie einem künstlerischen Team aus der Tanz-, Theater- und Behindertenpädagogik zusammen.
Gegenseitige Bereicherung auf allen Seiten erwirkt eine einzigartige kreative Symbiose, die die KünstlerInnen zu schauspielerischen Höchstleistungen anspornt. Die ergreifende Mimik, der fesselnde Blick und die gefühlvolle Gestik sind ebenso Markenzeichen wie die gewitzten und zugleich scharfen Pointen, die die niveauvolle Darbietung der Theatergruppe ausmachen.
DarstellerInnen:
Eike Baum, Kurt Engleder, Florian Gerstl, Herwig Hack, Herbert Kastner, Brigitte Koxeder, Niki Kroiss, Josef Landl, Stefan Mann, Ruth Oberhuber, Daniel Ruben Rüb, Christian Scharrer, Sabine Schiffler, Karin Schmid, Birgit Schwamberger
Regie: Iris Hanousek-Mader
Choreographie: Ursula Buttinger
Bühne: Martina Kornfehl
Kostüme: Natascha Wöss
Ton: Eric Lebreton
Lichtgestaltung: Ingo Kelp
Musikalische Gestaltung: Yevgenij Kobyakov
Dramaturgie: Anke Held
Assistenz: Christina Schlemmer, Christa Voraberger
Aufführungsrechte: Theater Malaria, Diakoniewerk Gallneukirchen
Premiere
Theater Malaria
Mitten im Leben mit allen Konsequenzen: Die szenische Vision einer Wohngemeinschaft. Infos + Anmeldung: 0732 / 785141 (sicht:wechsel-Festivalbüro), www.sicht-wechsel.at. Gast-VA: Diakoniewerk Gallneukirchen
// KS (Sitzpl.): € 7 (Einheitspreis)Mitten im Leben mit allen Konsequenzen: Die szenische Vision einer Wohngemeinschaft. Premiere im Rahmen von sicht:wechsel 2012. Gast-VA: Diakoniewerk Gallneukirchen. Weitere Vorstellungen: 13.-15. sowie 19. Juni.
// KS (Sitzpl.): € 7/12/15 (keine VVK-Erm.)
Weitere Vorstellungen
Mitten im Leben mit allen Konsequenzen: Die szenische Vision einer Wohngemeinschaft. Gast-VA: Diakoniewerk Gallneukirchen
// KS (Sitzpl.): € 7/15 (keine VVK-Erm.)Mitten im Leben mit allen Konsequenzen: Die szenische Vision einer Wohngemeinschaft. Gast-VA: Diakoniewerk Gallneukirchen
// KS (Sitzpl.): € 7/15 (keine VVK-Erm.)Mitten im Leben mit allen Konsequenzen: Die szenische Vision einer Wohngemeinschaft. Gast-VA: Diakoniewerk Gallneukirchen
// KS (Sitzpl.): € 7/15 (keine VVK-Erm.)Mitten im Leben mit allen Konsequenzen: Die szenische Vision einer Wohngemeinschaft. Gast-VA: Diakoniewerk Gallneukirchen
// KS (Sitzpl.): € 7/15 (keine VVK-Erm.)
Alle Veranstaltungen:
Kleiner Saal, Sitzplätze, Beginn 19:30 Uhr
Kartenreservierung:
Tel. 0732 / 78 18 00 (Di-Fr 15-19 Uhr), kassa(at)posthof(dot)at
Ticketpreis: € 7/15 (keine VVK-Erm.)
Experiment Leben
"Experiment Leben - Winklergasse 43", handelt von der Gründung einer Wohngemeinschaft mit all ihren Höhen und Tiefen. Die Thematik wurde relevant, als mehrere Ensemblemitglieder von Zuhause auszogen, da ihre Eltern verstarben bzw. selbst pflegebedürftig wurden. Viele sahen den Neubeginn als große Chance, als Experiment für ihr Leben, nahmen sich aber in der Zeit des Umbruchs zerrissen und unsicher wahr. Letztendlich kamen wir während der Erarbeitung des Stückes zum Resultat, dass es die perfekte Wohnform nicht gibt.
Jede/r benötigt Zeit, um sich einleben zu können. Es bedarf vieler Kompromisse und einer Engelsgeduld mit sich selbst und den PartnerInnen. Der Anfang ist eine Zeit der Hoppalas, des Lachens, der Tragödien und des Scheiterns. So kann neue Kontinuität - lebenswerte Zukunft entstehen. Der Wunsch nach Selbstbestimmung ist Ziel aller Menschen. Wie aber setze ich diese Vision um, wenn ich für meinen Alltag ständig die Unterstützung von anderen benötige?
Für mich als Regisseurin der Malaria, seit 10 Jahren Theaterwerkstatt im Diakoniewerk Gallneukirchen, bestand die größte Herausforderung das Team barrierefrei zu inszenieren. Das bedeutet, eine Spielform mit allen zu entwickeln, in der jede/r ihren/seinen Talenten und Ausdrucksformen gemäß, agieren kann. Es galt eine gemeinsame rote Linie zu finden, Assistenz zu leisten und trotzdem Freiheit und Entfaltung in der Sprache bzw. im nonverbalen Spiel für alle zu gewährleisten.
Am Anfang bauten wir uns aus Zeitungsblättern Orte und Räume. Mit Hilfe von einzelnen Improvisationen, Spielketten, Bildern, Musik, Gesprächen, selbst verfassten Texten und Ritualen entstanden kleine, schnell wechselnde Module. Spannend war auch der individuelle Zugang der 17 KünstlerInnen zum Thema, zu ihren Figuren, deren Beziehungen untereinander, zur Musik und zur Geschichte.
Unser gesamtes Team hat immer wieder versucht, die Fülle der Ideen, die von allen DarstellerInnen kamen, in das Stück mit einzubauen. Als echte Herausforderung kristallisierte sich die Assistenz bei den vielfältigen Kommunikationskanälen, die auf der Bühne entstanden, heraus. Wir lebten das Experiment. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank den DarstellerInnen und dem gesamten Team für dieses Wagnis und die produktive Zusammenarbeit.
Diese Aufführung, wird zum ersten Mal ohne zwei Stützen der Malaria, Thomas Pühringer und Heidelinde Hammer - die beide im letzten Jahr verstarben - gespielt. Ihnen wollen wir "Experiment Leben" widmen.
Falls wir Sie noch nicht mit Theaterfieber und Lachen infiziert haben - die Malaria besteht seit 19 Jahren und spielte bereits erfolgreich in verschiedenen Ländern ihre Stücke - lassen Sie sich von unserer frechen Art anstecken. Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung.
Iris Hanousek-Mader - Künstlerische Leitung Theater Malaria
Bühne
Diesmal habe ich diesen besonderen Prozess, den Weg, wie ein Stück von Theater Malaria entsteht, miterleben können. Ich hab ja schon bei den letzten zwei Produktionen das Bühnenbild betreut, bin aber immer erst ein paar Monate vor der Premiere intensiv in diesen Prozess eingestiegen.
Bei "Experiment Leben" erlebe ich zum ersten Mal den gesamten Prozess und bin fasziniert von der Entstehung des Stücks. Wie Steinchen für Steinchen zusammengesammelt wird, wie aus spontanen Improvisationen Teile des Stückes werden, wie eine Beobachtung im Alltag der Schauspieler ins Stück einfließen kann, wie mit großer Sensibilität auf die Stärken und Schwächen der Schauspieler und Schauspielerinnen eingegangen wird. Aber auch wie viel Feinfühligkeit und Genauigkeit, wie viel Phantasie und Konzentration dieser Prozess verlangt. Die Arbeit mit Malaria ist anders, spannend und wir lachen viel.
Das Bühnenbild ist aus diesem Prozess entstanden. Meine Ideen, andere Ideen, verschiedene Bedürfnisse und, ja auch pragmatische Anforderungen - Schnürboden oder Unterbühne gibt's im kleinen Posthofsaal ja keine -, sind ineinander geflossen und so ist ein Bühnenbild entstanden, das uns, so hoffe ich gut begleiten wird.
Martina Kornfehl - Mitarbeiterin und Bühnenbildnerin bei Theater Malaria
Tanz - Sprache des Körpers
Tanz als eine der unmittelbarsten Ausdrucksformen des Menschen findet bei den SchauspielerInnen des Theater Malaria zu seiner ursprünglichsten Form zurück. Wo das gesprochene Wort nicht reicht, findet der Körper seinen Ausdruck - authentisch und einzigartig.
Ich arbeite seit 6 Jahren mit den SchauspielerInnen im Bewegungsbereich und sehe meine Aufgabe nicht darin, den SP Tanzschritte beizubringen, sondern ihr ganz persönliches Bewegungsrepertoire zu erweitern und zu strukturieren. Ziel ist die Bewegung als inneres Bedürfnis des Ausdruckes, eingebettet in Raum und Rhythmus. Es gilt, das Potential weiterzuentwickeln und auf die Erfordernisse einer Choreografie abzustimmen. In der Drucksituation der Aufführung im öffentlichen Raum müssen die vorhandenen Ressourcen mobilisiert werden, die Einzigartigkeit aber bewahrt bleiben.
Im Prinzip der Improvisation wird eine Bewegungssequenz erarbeitet, weiterentwickelt und strukturiert. Der künstlerische Einsatz der Mittel, ihre ganz individuellen Bewegungsmuster und ihre Professionalität bestimmen die Qualität einer Aufführung.
"Experiment Leben" setzt für mich einen Weg fort, der meine Arbeit als Tanzpädagogin und Choreografin massiv beeinflusst .Ohne das Diktat des Perfekten Körpers im Tanz gilt einmal mehr das Schauen und Annehmen ihres Tanzausdruckes als oberstes Gebot.
Meinen Einsatzbereich in dieser Produktion sehe ich im Ausdruck von Beziehungen und Befindlichkeiten, der durch die Körperlichkeit der TänzerInnen an Dichte und Tiefe gewinnt. Das "Experiment Leben" tanzt, aber auch das "Experiment Tanz" lebt und ich freue mich, ein Teil dieses Prozesses zu sein.
Ursula Buttinger - Tanzpädagogin bei Theater Malaria
Wohnen heißt beheimatet sein
Die Wohnbedürfnisse von Menschen sind sehr unterschiedlich. In jedem Lebensabschnitt ergeben sich neue Herausforderungen hinsichtlich des Wohnumfeldes von Menschen. Kulturspezifische Aspekte sind ebenso bedeutend wie biografische Gegebenheiten. In jedem Fall kann gesagt werden, dass sich der Mensch in seiner BeHAUSung wohl fühlen soll. Zum Wohnen gehört neben den vielen individuellen Aspekten der Gestaltung des Wohnraums, die Lage der Wohnung (in der Stadt oder auf dem Land) und das Ausmaß (die Fläche) der Wohnung auch die SOZIALE Einbettung. D.h. gefällt mir die Nachbarschaft, kann ich Kontakte pflegen, habe ich die Möglichkeit in meinem Wohnumfeld Aktivitäten auszuführen (Sport, Einkauf, Restaurant, Kultur u.a.m.) und kann ich dann leicht wieder in die Wohnung zurückkehren um für mich zu sein. Das alles ist bedeutsam für Menschen mit oder ohne Einschränkungen. Menschen mit Lernschwierigkeiten haben im Wesentlichen dieselben Bedürfnisse hinsichtlich WOHNEN wie Menschen ohne Lernschwierigkeiten.
Interessante Modelle für das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten gibt es einige auf der Welt. Hier in Oberösterreich hat sich der Gesetzgeber entschlossen, den Weg der kleinen Wohngemeinschaften und des eigenständigen Wohnens zu gehen. Das nennt sich WOHNOFFENSIVE. In einer Wohngemeinschaft hat jede/r BewohnerIn eine sehr schöne Kleinwohnung zur Verfügung. Es gibt aber auch Wohnungen die völlig selbstständig bewohnt werden können (http://www.wohnoffensive.at). Bei diesem Konzept steht vor allem das EIGENSTÄNDIGE Wohnen im Vordergrund. Soziale Kontaktmöglichkeiten gibt es auch in erreichbarer Nähe. Die Wohnoffensive bietet Möglichkeiten zum Wohnen mitten in der Stadt bzw. im Stadteil oder im Ortszentrum.
Weltweit gibt es ARCHE-Gemeinschaften. Die Arche-Bewegung wurde von JEAN VANIER, einem Kanadier gegründet. In vielen Ländern der Erde finden sich Wohngemeinschaften für Menschen mit und ohne Behinderung, der Schwerpunkt liegt im ZUSAMMENLEBEN, im gestalten einer GEMEINSCHAFT. Viele Menschen sehnen sich nach intensiven sozialen Kontakten und einer GEBORGENHEIT, das bieten die (Wohn-)Gemeinschaften der Arche (http://www.arche-deutschland.de). In dieser Lebens- und Wohnform geht es auch um spirituell-religiöse Aspekte.
Die weltweite CAMPHILL-Bewegung bietet die Möglichkeit des Wohnens und Lebens in einer Dorfgemeinschaft. Das ist für Menschen interessant die einen überschaubaren Rahmen brauchen oder wollen und für die Wohn- und Arbeitsstätte nicht sehr weit auseinander sein soll. Dazu kommt noch intensives Gemeinschaftsleben und das alles auf engstem Raum (http://de.wikipedia.org/wiki/Camphill).
Nicht jeder möchte oder kann in der Stadt leben, ein Leben auf dem Land bietet Ruhe und die Möglichkeit ganz eng mit der Natur zu leben. Das ist für viele Menschen eine ersehnte Form des Lebens. Ein schönes Beispiel dafür ist der Gartenhof Loidhold (http://www.loidholdhof.org) in St. Martin im Mühlkreis. Das Zusammenspiel von gemeinsamem Tun und Wohnen auf einem Bauernhof ermöglicht eine gute Qualität der Selbst- und Gemeinschaftsentwicklung. Zusammenleben ist nicht immer einfach aber Konflikte tragen zum persönlichen und gemeinschaftlichen Wachstum bei.
Wohnbedürfnisse können sich verändern, daher soll die Möglichkeit zur Veränderung bestehen. Die wenigsten von uns verbringen ihr ganzes Leben in immer derselben Wohnung oder derselben Gegend. Die Wohnung soll mir ermöglichen mich in Intimität zurückzuziehen, mich zu stärken, meinen Interessen und Hobbys nachzugehen und dann wieder hinauszugehen in die WELT!
Johann Tausch, seit mehr als 20 Jahren Lehrer an der SOB Gallneukirchen, lebt und arbeitet seit 30 Jahren mit Menschen mit Beeinträchtigungen zusammen und freut sich jeden Tag neu auf Begegnungen der Vielfalt.