BlackHumourFestival 2013: Schwerpunkt Deutschland
Technisch brillant, konzeptionell anspruchsvoll, hohe innere Werte jenseits aller Limits und Grenzen: Man sollte es für möglich halten - auch im Lande solider Wertarbeit wird zum Lachen längst nicht mehr in den Keller gegangen.
Von Norden her bricht der pechschwarze Kleinkunststurm heuer über die Alpen herein nach Linz: "Schwerpunkt Deutschland" beim BlackHumourFestival 2013 von 6. April bis 21. Mai im Posthof!
Programm
Im Plauderton und unter dem unschuldigen Titel "Liebe" bringt der hoch dekorierte Kabarettist böse Wahrheiten unters Volk.
// GS (num. Sitzpl.): € 17/19/21Auch im neuen Programm weicht der bayerische Satiriker keinen Millimeter von seiner Werteskala ab! "Ein besessener Moralist, der keine Kompromisse eingeht" (Kabarett.at)
// MS (num. Sitzpl.): € 15/17/19 // Tickets!Geben Sie sich und ihm die Ehre: Der große deutsche Polit-Kabarettist ein letztes Mal im Posthof!
// GS (num. Sitzpl.): € 19/21/23Ein Leseabend mit Gesang: Wenn der publizistische Poltergeist und scharfzüngige Satiriker in die Tiefen des Duden taucht, bleibt kein Auge trocken.
// MS (num. Sitzpl.): € 15/17/19; Stehpl. € 10Satire und Polemik vom Feinsten mit jeder Menge Witzchen auf Ihre Kosten und ein exklusives Linz-Beschimpfungsgedicht! "Die Elite des deutschen Humors" (Trier. Volksfreund)
// MS (num. Sitzpl.): € 15/17/19 // Tickets!Matthias Egersdörfer, Claudia Schulz & Andy Maurice (D)
Mit der Überschreitung aller Tabus in einer aberwitzigen Beziehung taucht das bayrische Trio tief in menschliche Abgründe. Humor als richtig bittere Pille.
// MS (num. Sitzpl.): € 15/17/19 // Tickets!Mühelos in die absurdesten Charaktere und von elfenzart nach männlich herb wechselt die Profi-Unterhaltungsdame für ihren Job!
// MS (num. Sitzpl.): € 15/17/19 // Tickets!
Alle Veranstaltungen: Num. Sitzplätze, Beginn 20:00 Uhr
Liebes Publikum,
an dieser Stelle muss ausnahmsweise Christoph Waltz widersprochen werden. In der US-Talk-Show von Comedy-Star Conan O'Brien auf das "Klischee, dass Deutsche keinen Humor haben" angesprochen, meinte Waltz trocken: "Das ist kein Klischee."
Ist es doch! Zumindest teilweise. Zumindest dann, wenn man nicht genau genug hinschaut. Diesen Versuch haben wir beim Black Humour Festival 2013 unternommen, und die Suche hat einige Perlen des Schwarzen Humors zutage gefördert. Und so ist die heurige Ausgabe des Festivals unserem nördlichen Nachbarn gewidmet.
Im Zentrum steht der grimmigste, scharfzüngigste und radikalste Kabarettist deutscher Zunge: Georg Schramm. In seinem jüngsten Programm "Meister Yodas Ende" widmet er sich den Themen Alter, Demenz und Pflege mit einer politischen Klarsicht und einer gewaltigen Sprachkraft, wie man sie nur in ganz seltenen Sternstunden auf der Bühne erlebt. "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht", hat Schramm schließlich bei Papst Gregor dem Großen gelesen. "Ein Motto", so befindet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, "das er wie wohl niemand sonst unter den verbliebenen Polit-Kabarettisten zum Programm verdichtet, nur 'um Politik, Kirche und die Habgier als Prinzip unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung' bloßzustellen."
Während Georg Schramm nach 25 Jahren seine Bühnenkarriere 2013 zu beenden gedenkt, ist Hagen Rether, der böse, als Charmeur getarnte Plauderer am Klavier, heuer zum ersten Mal in Österreich zu Gast. Rabenschwarz ist auch sein Humor, wenn er, ohne Rücksicht auf korrekte Standardmeinungen, das Geflecht aus politischen und wirtschaftlichen Absurditäten aufdröselt und dabei so manche bittere Erkenntnis durchschimmern lässt.
Oder Sigi Zimmerschied: der unermüdliche, besessene Moralist und begnadete Menschendarsteller entwirft in seinem neuen Programm "Multiple Lois - Einwürfe eines Parasiten" eine seiner typischen, exakt gezeichneten Figuren - mit "fast schmerzhafter Präsenz", wie die Süddeutsche Zeitung konstatiert. Nicht weniger radikal das neue Bühnenstück des Franken Matthias Egersdörfer mit dem subtilen Titel "Carmen oder Die Würde des Menschen ist in Scheißdreck". Wie er, gemeinsam mit seiner kongenialen Partnerin Claudia Schulz, die menschenverachtende Zweierbeziehung eines Durchschnittsekels und seiner gedemütigten Frau darstellt, erinnert an Gerhard Polts legendären Mai-Ling-Sketch. Kaum je wurde der zynische Machismo des wohlgenährten Bürgers so schonungslos bloßgestellt wie hier. Das Publikum schwankt dabei zwischen Ekel und Euphorie...
Mit Christine Prayon präsentiert das Festival neben Claudia Schulz ein weiteres weibliches Ausnahmetalent der Kabarettszene. Für ihr erstes Programm wurde sie prompt mit dem Prix Pantheon und dem Deutschen Kleinkunstpreis 2012 ausgezeichnet; wenn sie als Carla Bruni erzählt, dass ihr Mann seine Chemiewaffen in ihrem Gesicht lagert und sie dabei in erstarrtes Gelächter ausbricht, versetzt sie das Publikum ebenso in Erstaunen wie wenn sie Mario Barths banale Pointen als moderne Lyrik rezitiert. Seit Jahren hat kein derart vielversprechendes Talent die Kleinkunstbühnen erobert.
Selbstverständlich darf auch die literarische Satire beim Black Humour Festival nicht fehlen. Einer der Größten dieses Genres beehrt uns gemeinsam mit seinem musikalischen Partner Danny Dziuk: Wiglaf Droste. An diesem Abend wird Droste unter Beweis stellen, dass er nicht zu Unrecht mit Ikonen wie Kurt Tucholsky und Robert Gernhardt verglichen wird.
Das erste, was vielen zum Thema "schwarzer Humor aus Deutschland" einfällt, ist aber vielleicht der Name eines Satiremagazins, und zwar des "endgültigen": Titanic. Im Posthof werden Oliver Maria Schmitt und Thomas Gsella alias "Titanic-Boygroup" nicht nur vor Augen führen, wieviel Subversivität und Bissigkeit dieses Magazin nach wie vor auszeichnen, sondern auch mit - extra für das Festival verfassten - Oberösterreich-Beleidigungen, Faymann-Bashing und einem Linz-Beschimpfungsgedicht aufwarten.
Fehlt eigentlich nur noch Christoph Waltz als "Djesus Uncrossed" - aber der ist ja Österreicher.
Wilfried Steiner