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Meinung

Am Drei-Schluchten-Damm

Andreas Kump


Mi. 23.01.2013

Mit Opern-, Konzerthäusern pp. habe ich so mein Pech. Ständig verpasse ich ihre Fertigstellung. In Oslo war es so, detto in Reykjavík. In Norwegens Hauptstadt wurde der Beschluss, die Opens external link in new windowNeue Oper am Oslofjord zu bauen, am Tag meines Rückflugs gefällt. Hunde! Und auf Island eröffnete mit der Opens external link in new windowHarpa (deutsch: Harfe) ein nicht minder beeindruckendes Bauwerk samt lavarotem Konzertsaal ebenfalls erst nach meinem Besuch. Schade, hätte ich gerne gesehen, zumal beide Häuser an markanten Orten der jeweiligen Stadt entstanden sind - und obendrein architektonisch ordentlich Wetter machen.

Mit Architektur ist das so eine Sache. Fast so wie mit der Musik. Was dem einen gefällt, muss dem anderen nicht gefallen. Aber trotzdem lässt sich in der Präferenz, im Zugang, im Umgang damit ablesen, wo und wie sich jemand verortet, wo die Erlebnishorizonte liegen.

Für Städte gilt das natürlich auch. In Luzern schnappte ich vor Jahren den schönen Satz auf, im Kultur- und Kongresszentrum, das der Architekt Jean Nouvel an der Luzerner Bucht am Vierwaldstättersee verwirklichte, spiegle sich das Selbstbewusstsein der Bürger wider.

Womit wir in Linz angekommen wären. Wo ebenfalls ein Opernhaus bzw. Musiktheater zur Einweihung ansteht. Anders als in Oslo, Reykjavík, Sydney und Luzern steht es nicht am Wasser. Dieser Plan musste bekanntlich nach einem Bürgerentscheid aufgegeben werden. Sondern es ersetzt einen ehemaligen Kreisverkehr beziehungsweise das alte Unfallkrankenhaus. Mit gutem Willen ist festzustellen, dass die neue Oper am Volksgarten liegt. Wer aber der ganzen Wahrheit die Ehre gibt, muss bei einem Gang um das Gebäude feststellen, dass es speziell südseitig an den Drei-Schluchten-Damm erinnert, weil hier nun der Verkehrsfluss der Wiener Straße rechts und links aufprallt und abrinnt. Von der unmittelbaren Nähe zur Westbahnstrecke erst gar nicht zu reden. Und von Wasser keine Spur. Wobei...

Wenn ich mich recht erinnere, musste der Architekt seine Fassadenpläne ändern, weil der Gestaltungsbeirat der Stadt Linz sowie das Land Oberösterreich meinten, eine Eisen-Rost-Fassade sei in der Stahlstadt Linz den Bürgern nicht zumutbar. Damit wäre also doch eine Verwässerung zusammengebracht worden. Immerhin.

Trotzdem glaube ich, dass sich auch im Linzer Kulturtempel eine örtliche Haltung spiegelt. Ich kann das mit einer Geschichte illustrieren, die sich 2010 zugetragen hat.

Damals besuchte eine Delegation des Linzer Gemeinderates die Stadt Essen. Bei der Besichtigung der Zeche Zollverein stieß man auf einen würfelförmigen Sichtbetonbau. Das Opens external link in new windowSANAA-Gebäude, benannt nach den gleichnamigen japanischen Architekten. Weil ich 2010 zumeist in Essen wohnte, bekam ich am selben Abend vor Ort erzählt, die Leiterin der Linzer Delegation, eine Stadträtin, habe gemeint, der Besuch des Gebäudes sei Zeitverschwendung, das würde man schon an den versetzten Fenstern sehen.

Gut, so kann man es natürlich auch betrachten. Andererseits bekamen die hinter SANAA stehenden Architekten Kazuyo Sejima und Ryūe Nishizawa im selben Jahr noch den Pritzker-Preis verliehen, also gewissermaßen den Oscar ihrer Zunft. (Gerade eben wurden sie übrigens für ihre Louvre-Filiale in Lens gefeiert.) Was irgendwie auch zeigt, dass es mit der Einschätzung der gebauten Welt bei Stadträten nicht weit her sein kann.

Ist obige Geschichte wahr? Mein Informant schwört Stein und Bein darauf. Ich finde sie deshalb glaubhaft, weil sie gut zu dem nunmehrigen Standort der Linzer Oper und der abgelehnten Eisen-Rost-Fassade passt. Wer nicht erkennt, was einen Ort attraktiv und ein SANAA-Gebäude besonders macht, der bekommt eben nichts anderes serviert, wenn er selbst einmal Bauherr spielt. So ungerecht ist das Leben, das Leben in Linz.

Der Autor: Andreas Kump lebt in Wien, bereist von dort ständig Linz, und hat zu allem in der Stadt eine Meinung.



Samstag, 20. April 2024

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